Der Freitod, die Umstände und die Beisetzung des Herrn Adolf Merkle

Der Unternehmer und Besitzer von Ratiopharm, Heidelberger Cement und einigen anderen Firmen hat sich bekanntlich am letzten Montag das Leben in der Nähe des Stammwerks von Ratiopharm und in der Nähe von seinem Wohnsitz genommen. Er hat den Freitod durch den Wurf vor einen Schnellzug gesucht.

Anlass zu diesem Schritt war wohl die Finanzierung von seinem Firmenimperium. Der Milliardär, der von Forbes zu den 5 reichsten Deutschen gezählt wurde, hatte nach der Übernahme eines großen Aktienpakets von Heidelberger Cement nur noch kreditfinanziert die Kapitalerhöhungen der Firma mitmachen können. Diese waren wiederum notwendig, weil Heidelberger Cement einen ausländischen Konkurrenten für um die 10 Milliarden Euro übernommen hat und die Finanzierung ohne eine Kapitalerhöhung wohl nicht zustande gekommen wäre.

Für die Schulden der Firmengruppe des Herrn Merkle, die die Kapitalerhöhung gezeichnet hat, hat Herr Merkle die in der Firma gebündelten Aktienpakete an Heidelberger Cement und an Ratiopharm an Banken als Sicherheiten verpfändet.

Dieselbe Firma (namens VEM) des Herrn Merkle hat ebenfalls an der Börse spekuliert. Aufgrund von Spekulationsgeschäften mit VW Aktien musste die Firma im Dezember 2008 eine Liquiditätslücke schliessen. Zum Jahresende 2008 hat man sich mit Banken auf Kredite in Höhe von ca. 400 Mio. Euro geeinigt.

Weil sich die VEM verzockt hat und die allgemeine Lage des Finanzsystems nicht mehr so rosig ausschaut, saßen diesmal die Bänker am längerem Hebel und stellten zahlreiche Forderungen, die eine Entmachtung des Herrn Merkle darstellten.

Bei einer Bilanzsumme lt. Handelsblatt von 4 Milliarden Euro hat die VEM zwar 2,5 Milliarden Euro an Schulden, allerdings überwiegen wohl immer noch die Firmenwerte. Allein ein Verkauf von Ratiopharm soll mehr als 3 Milliarden Euro bringen. Damit hätten die Banken ihr Geld zurück.

Bei den anderen Firmen der Firmengruppe des Herrn Merkle sah es ebenfalls den Angaben des Handelsblatts ähnlich aus. Die Firmen waren nicht überschuldet.

Die Banken haben nur ihre Strategie gewechselt. Früher haben die Banken nur wegen dem möglichen Geschäft das Geld den Unternehmern nachgeschmissen. Jetzt wollten Sie ihr Geld plötzlich lieber zurück, statt weiter Geschäfte mit dem Unternehmer zu machen.

Wegen der Finanzkrise war vermutlich die wahrscheinlichkeit, ein anderes Bankenkonsortium zu finden, dass die Kredite umfinanziert, sehr unwahrscheinlich. Somit hatten die Bänker bei den Verhandlungen das Sagen.

Herausgekommen ist wohl die Verpflichtung, Ratiopharm in den nächsten Monaten zu verkaufen. Die Anteile an Heidelberger Cement sollen auch verkauft werden. Damit können wohl die Banken ihr Geld zurückerhalten trotz einer schlechten Wirtschaftslage und damit trotz Verkauf unter dem Wert eines möglichen Verkaufs in besseren wirtschaftlichen Zeiten.

Dem Herrn Merkle blieben danach allerdings nur Randaktivitäten. Auch wenn er und seine Familie nie hunger leiden müssten und er nie beim Staat wegen existentieller Probleme betteln hätte müssen.

Warum hat in diesem Fall die Politik nicht geholfen?

Auch wenn die Politik für Banken sehr spendabel ist, scheint sie Herrn Merkle nicht besonders gemocht zu haben. Der Ministerpräsident von Baden-Würtemberg meinte, dass der Staat da nicht einspringen kann. Vor allem nicht, wenn sich jemand verzockt hat.

Nach dem Tod des Herrn Merkle zeigte sich derselbe Politiker geschockt und äußerte sein bedauern. Der Bildzeitung nach wird bei der morgigen Beisetzung auch eine Vertreterin der CDU einen Kranz beilegen.

Nach dem Tod sind Rettungpakete der Politik für Unternehmen außerhalb der Finanzbranche möglich. Es wird über ein 100 Milliarden Euro Paket gesprochen.

Irgendwie hat dies Parallelen zur Pleite von der Bank Lehmann Brothers. Nach der Pleite wurde allen weiteren Bittstellern geholfen.

Was man bei den Geschehnissen meines Erachtens nicht vergessen sollte, ist sicherlich folgendes:

1. Die ganzen Rettungspakete für die maroden Banken, die sich ebenfalls verzockt haben, wird letzendlich der Steuerzahler, also der kleine Mann bezahlen.

2. Wenn der kleine Mann Pleite geht und evtl. seine Wohnung in einer Zwangsversteigerung verliert, kreht kein Hahn danach. Sowas wird als PP (persönliches Pech) klassifiziert.

3. Politiker und Beamte sind sich die Nächsten. Es werden nicht nur die Versprechen bei der Wahl nicht erfüllt. Sie aggieren nicht, sie reagieren erst, wenn etwas Schlimmes passiert, was ihnen keinen anderen Ausweg ermöglicht. Zu beobachten ist dies meist, wenn der Fernsehn über einen Fall berichten. Dann sind plötzlich Sachen möglich, um die die Bedürftigen vorher jahrelang gebettelt haben.

Zusammenfassend kann geschrieben werden, dass die Geschichte mit Herrn Merkle ein tragisches Ereignis ist. Er wollte nicht ansehen, wie von anderen, das von ihm aufgebaute Firmen-Imperium zerschlagen wird. Das Risiko, dass dies passieren könnte, ist er allerdings bei dem Engagemants in Heidelberger Cement und den anschließenden Kapitalerhöhungen, die mit Krediten finanziert wurden, eingegangen.

Seine Familie wird wohl zuküftig dadurch nicht gänzlich arm.

Die Art, wie sich Herr Merkle das Leben genommen hat, ist allerdings sehr egoistisch. Der Lokfahrer wird nach diesem Unfall vermutlich die eine oder andere Nacht nicht schlafen können. Manche müssen sogar von Fachärzten behandelt werden …

Einer, der sich dazu entschließt, denkt allerdings nicht an andere. Sonst würde derjenige insbesondere an die eigene Familie, an die Hinterbliebenen, die einen lieb haben, denken.

Das Statment der Familie, die wohl einen Abschiedsbrief gefunden hat, blieb sehr kurz und gefasst:

„Die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können, hat den leidenschaftlichen Familienunternehmer gebrochen, und er hat sein Leben beendet.“

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2 Kommentare zu “Der Freitod, die Umstände und die Beisetzung des Herrn Adolf Merkle”

  1. Man muss der Familie des Verstorbenen das Beileid aussprechen. Sie trauert um das Familienoberhaupt. Die ganze Region um Ulm auch. Die Zeitungen schreiben, dass er als Arbeitgeber vorbildlich gewesen sei.

  2. Den Medienberichten nach wohnten der Beisetzung ca 2.000 Personen bei.

    Die Familie des Verstorbenen soll vollständig mit Kindern und Enkeln um den Verstorbenen getraurt haben.

    In der Kirche waren ansonsten viele Mitarbeiter von Ratiopharm und einige Politiker.

    Die Predigt haltende Person soll über Merkles Naturverbundenheit gesprochen haben. Darüber, dass er mehrere 6.000 Meter hohe Gipfel mit seiner Frau bestiegen hat und dass er ein Unternehmer gewesen sei, der viele Arbeitsplätze geschaffen habe und sich somit auch sozial engagiert habe.

    Das Handelsblatt berichtet, dass der Prediger in Richtung Politik und Presse Seitenhiebe verteilt habe:

    Zwei Seitenhiebe verteilt der Geistliche: „Fehlende Hilfe und das Ausbleiben von Solidarität sowie verletzende Kommentare müssen ihn im Innersten verwundet haben.“ Einer der Vorwürfe geht an die Landesregierung, die Merckle bei der Bitte um eine Landesbürgschaft abblitzen ließ, der andere an die Presse.

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