Infiziert mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 – meine Erfahrung mit der COVID-19 Infektionskrankheit

Wir sind eine durchschnittliche Familie:

–  ich 43 Jahre alt, Steuerberater, selbständig

– meine Frau 39 Jahre alt, Assistenzärztin, angestellt

– unsere zwei Kinder 11 und 6 Jahre alt und

– unsere Oma 61 Jahre alt.

Wir leben in dem neu gebauten Europa-Viertel in Frankfurt am Main in einem Passivhaus mit ca. 140 Wohnungen. Das Gebäude wurde von der ABG Holding (die städtische Wohnungsbaugesellschaft in Frankfurt am Main) im Jahr 2013 nach Fertigstellung durch die Hochtief AG erworben. Seit dem Einzug funktioniert weder die Klingel noch die Sprechanlage dauerhaft. Es interessiert allerdings niemanden. Auch während einer häuslichen Quarantäne.

Beim Beginn der Pandemie waren wir, wie viele andere von der neuartige Krankheit überrascht und wussten nicht so wirklich, was wir mit COVID-19 oder  mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 anfangen sollten.

Beim ersten Lockdown sind die Kinder mit unserer Oma zu Hause geblieben. Meine Frau ging weiterhin normal ihrer Tätigkeit im Krankenhaus nach. Ich habe weiterhin bei viel geringerer Besuchsfrequenz gearbeitet. Ich habe die Mandanten bei den Anträgen auf Soforthilfe, bei Steuerstundungen und bei den Anträgen auf Kurzarbeitergeld unterstützt. Die Kinder und wir sind in den Osterferien zu Hause in unserer rund 100 qm großen Wohnung geblieben. Die beiden wollten nicht einmal auf den Spielplatz gehen. Sobald sie losgezogen sind und bei der Ankunft andere Kinder bereits gesehen haben, sind die beiden einfach zurück. Die anderen könnten Corona haben. Später waren die Spielplätze abgesperrt.

Hamsterkäufe haben wir nicht getätigt, was sich später als etwas nervig erwies. Unser normaler Vorrat an Toiletten-Papier ging irgendwann zu Ende. Das Mehl war auch irgendwann alle und wir wollten backen. Wir sind dann von einem Geschäft zum nächsten, teilweise 10 km auf die andere Seite der Stadt um diese Dinge kaufen zu können.

In den Sommerferien sind wir auch nicht weggefahren. Wir wollten nicht in einem anderen Land mit geringeren sprachlichen Kenntnissen auf einmal mit der Pandemie umgehen. Zudem haben wir uns gedacht, dass man durch die Durchmischung der Bevölkerung verschiedener Länder wieder vermehrt die Erkrankung in das eigene Heimatland schleppt.

Anfang Oktober 2020 hatten wir dann die erste direkte Begegnung mit dem Coronavirus. Meine Frau nahm an der wöchentlichen Fortbildung der Ärzteschaft Ihrer Abteilung im Krankenhaus teil. Hierbei handelte es sich um eine Pflichtveranstaltung für die Mitarbeiter. 3 Tage später stellte sich heraus, dass der Redner Covid positiv wurde. Die Ärzteschaft wurde getestet und nach Hause geschickt. Die Regelung für die Allgemeinheit besagte, dass man nach so einem Test 14 Tage zu Hause in Quarantäne sein musste. Für Ärzte galt diese Regel nicht. Sobald sie negativ getestet wurden, sollten sie wieder auf der Arbeit erscheinen, sich aber weiterhin in privater Quarantäne befinden. Meine Frau durfte im Supermarkt nicht einkaufen aber sollte zu Ihrer Arbeit fahren und die Patienten auf Ihrer Station versorgen. Sie war in dieser Quarantäne bis zum 15. Oktober 2020.

Ich bin mit den Kindern in dieser Ferienzeit zu Verwandten weggefahren. Damit hatte meine Frau die Wohnung nach Ihrer Arbeit für sich und hätte sich keine Gedanken um Ansteckungsgefahr machen müssen, falls bei Ihr die Krankheit doch nachgewiesen worden wäre.

Nach den Ferien sollte es überall ganz normal weitergehen. Am 25. Oktober haben wir erfahren, dass die Ballett-Lehrerin unserer Tochter Covid positiv getestet wurde. Da ich meine Tochter von dem besagten Unterricht abgeholt hatte, habe ich mich mit meiner Tochter in unserer Hausarztpraxis testen lassen. Wir sind beide negativ getestet worden. Nach den vorliegenden Regelungen hat das Gesundheitsamt telefonisch mitgeteilt, dass die Kinder nicht in die Schule für den Zeitraum von 2 Wochen ab Kontakt gehen dürfen. Ein Bescheid hierzu erging scheinbar nie. Die Kinder hatten damit schulfrei.

Meine Frau hat in der Zwischenzeit zunächst 3 Wochen Patienten mit Covid-Verdacht behandelt.  Danach hat sie ohne eine vorherige Abstimmung weitere drei Wochen direkt Covid-Patienten behandelt. Sie hat in dieser Zeit viel mehr Zeit außer Haus verbracht. Sie ging regelmäßig morgens um 7 Uhr los um nach der Zugfahrt nach 8 Uhr im Krankenhaus zu erscheinen. Zurück war sie meist zwischen 20 und 21 Uhr. Freitags jedoch meist, nachdem wir schon geschlafen haben. Nebenbei habe ich gehört, dass sich zunehmend Mitarbeiter mit Covid angesteckt haben. Zum Beispiel ein Assistenzarzt mit einer bekannten Zuckererkrankung, der an sich zur Risikogruppe gehört, da während der Erkrankung die Versorgung des Körpers mit Insulin sich sehr schwierig gestaltet. In der dritten Woche kam sie bereits am Freitag sehr spät nach Hause. Am Samstag ging es, wie in der Vorwoche in den Samstagsdienst um 6 Uhr morgens los und sie kam nach 23 Uhr wegen schlechterer Zugverbindungen zurück. Der Dienst geht ja nur von 8 Uhr bis 20:30, wobei meine Frau noch um 21:30 im Krankenhaus war. Am Sonntag hatte ihre Arztzimmernachbarin diesen Dienst. Am folgenden Montag hat sich zunächst die Arztzimmernachbarin unwohl gefühlt und wurde schließlich Covid positiv getestet. Am Mittwoch hatte meine Frau den routinemäßigen Test und ist ab dem 26. November 2020 Covid positiv.

Wir sind natürlich alle in Quarantäne zu Hause geblieben. Mit Bescheid vom 3.12.2020 hatte das Gesundheitsamt für uns bis zum 10.12.2020 die häusliche Quarantäne angeordnet.

Für meine Frau wurde häusliche Isolierung bis zum 7. 12.2020 angeordnet.

Meine Frau hat sich allerdings schon weit vorher isoliert. Während sie auf der Covid-Station gearbeitet hat, kam sie nach Hause in einer FFP2 Maske. Da die Kinder zum Zeitpunkt ihrer Ankunft während der Schulzeit meist schon schliefen, hat sie mit ihnen nicht gekuschelt. In den letzten Tagen vor der Feststellung schlief sie sogar alleine in Maske und hat das Wohnzimmer vor dem Verlassen gelüftet.

Nach dem positiven Test hat sich meine Frau in unserem Schlafzimmer isoliert. Sie hat viel geschlafen. Hatte Fieber. Das vor die Tür gestellte Essen hat sie mangels Appetit teilweise nicht gegessen. Bzw. war aufgrund von Magenproblemen nach dem Essen auf der Gäste-Toilette, die sie in der Zeit alleine nutzte. Sie hatte an sich dauerhaft eine Temperatur zwischen 37 und 38 Grad Celsius. Am Ende der durch das Gesundheitsamt ausgesprochenen Isolierung war sie nicht in der Lage um zum Arzt zu gehen. Erst ein paar Tage später hatte sie die Möglichkeit zum Arzt zu gehen um das Blut abzunehmen und einen PCR-Test zu machen. Bis alle Werte vorhanden waren, begab sie sich in Isolierung, womit sie in häuslicher Isolation bis zum 14.12.2020 war. Der Rest hatte einen früheren kollektiven Arzttermin für einen Covid Test. Unsere Tests waren negativ.

Am 10.12.2020 waren wir zu Hause gelöst. Alle schienen gesund zu bleiben. Auch wenn bei meiner Frau das Fieber anhielt, war es trotzdem kein schwerer Verlauf. Mein Sohn bekam aus der ersten Klasse der Grundschule Briefe per Post zugeschickt, in denen ihm seine Mitschüler mitteilten, dass sie ihn vermissen. Die Situation war gelöst. Die Kinder freuten sich auf die Schule.

Ich habe die Kinder am Morgen eingepackt, in die Schulen gebracht und bin zur Arbeit gefahren. Habe dort ganz normal gearbeitet, eine Mandantin mit FFP-Maske empfangen, wie vorher auch. Vieles per Telefon erledigt. Am darauffolgenden Samstag hatte ich riesige Kopfschmerzen und Fieber von knapp unter 38 Grad Celsius. In der Nacht dazu noch ein Brennen im Brustkorb. Am Sonntagvormittag habe ich zunächst mein Testament geschrieben. Danach mich weiter hingelegt. Am Nachmittag ging es mir besser. Ich hatte kein Fieber mehr. Am nächsten Tag habe ich die Kinder in die Schule gebracht und bin die die Arztpraxis mit der Bitte  um einen nochmaligen Covid-Test. Wie der Arzt auch bin ich von einem Virusinfekt ausgegangen. Am folgendem Tag habe ich wieder die Kinder in die Schule gebracht und meine Frau zu einem weiterem arbeitsmedizinischem Test in Ihre Klinik. Auf dem Rückweg wurde mir mitgeteilt, dass ich Covid-positiv getestet wurde. Am folgenden Mittwoch und am heutigen Donnertag hatte ich ein Brennen im Mund und im Rachenbereich empfunden. Ich weiß jetzt nicht, ob die Krankheit mich in Schüben angreifen wird oder ob es ausgestanden ist. Um die Spätfolgen des Virus, der verschiedene Organe angreift, weiß man im Moment recht wenig. Zwischendurch habe ich mir überlegt, ob es nicht besser wäre ins Krankenhaus zu gehen um einfach zu Hause in der privaten Isolation keine weiteren Personen anzustecken. Jeder Krankheitsverlauf ist anders und auch damit verbunden, dass dieser schwierig verlaufen kann. Auf der anderen Seite ist mein Krankheitsverlauf bis jetzt meiner Meinung nach nicht so stark, dass ich unbedingt ein Bett im Krankenhaus besetzen muss.

Während der ganzen Ansteckung füllt man sich hilflos. Ohne etwas zu unternehmen muss man zu Hause darauf warten, ob die Situation schwierig wird und man ins Krankenhaus muss oder ob der Krankheitsverlauf evtl. mild verläuft.

Wütend auf das Krankenhaus, in dem meine Frau arbeitet. Wütend auf meine Frau, der ich seit langem erzähle, dass sie weniger Zeit in der Anstalt verbringen soll. Nur 40 Stunden in der Woche werden gefordert und bezahlt. Alles andere ist schön für das Krankenhaus und für die Patienten. Es führt aber dazu, dass die Krankenhausführung und die Chefmediziner mit dem Ausgleich Ihrer Fehlplanung durch den dauerhaften Mehreinsatz der Mitarbeiter rechnen und sich keine Gedanken machen. Sie verwalten den Mangel, müssen diesen jedoch durch ihren eigenen Zeiteinsatz nicht ausgleichen. Es geschieht auf Kosten der Gutmütigen.

Außerdem hat das Krankenhaus sich kein  ordentliches Katastrophenkonzept überlegt. Es wurde nicht geschaut und geplant, wer welche Arbeit erledigen kann und möchte. Es wird nicht kommuniziert. Es wird vielmehr der oder diejenige eingesetzt, die nicht schreit. Wer infiziert ist, interessiert nicht, da der oder diejenige aus dem Spiel ist. Die einzige Erkundigung, die erfolgt ist, wann man wieder zur Arbeit kommt. Fürsorgepflicht für die eigenen Mitarbeiter sollte wahrscheinlich anders aussehen.

Es erinnert mich an die Soldaten in Tschernobyl. Sie sollten ebenfalls den Reaktor zuschütten. Wenn sie sich an die Zeit von so und so vielen Sekunden halten und dann abwechseln, sollte denen nichts passieren. Inzwischen weiß man, dass alle für ihr Vaterland verstorben sind….

Damals waren es nicht die Generelle und die Führungspersonen, die weitere Radioaktivität verhindern sollten, sondern einfache Soldaten.

Heute sind es nicht die Oberärzte, Chefärzte und die Krankenhausleitungen, die eigentlich für ein ordentliches Infektionskonzept verantwortlich sind, sondern Assistenzärzte und das Pflegepersonal, die sich den Gefahren in den Krankenhäusern aussetzen.

Auf der anderen Seite wird über die Anschaffung von Luftreinigungsgeräten  für Schulklassen diskutiert, während infizierte Menschen in normalen Krankenhausbehandlungszimmern liegen, die Kurzerhand als Isolationszimmer gelten. Wenn die Pflege oder de Arzt kommt, machen sie halt das Fenster auf. Sofern der Patient noch kraft hat, setzt er die Maske auf. Ohne Kraft kann er diese nicht mehr aufsetzten.

Das Dilemma ist sicherlich die Quittung dafür, dass Medizin als eine Branche angesehen wird, die kostenorientiert bzw. sogar gewinnorientiert arbeiten soll. Die Medizinversorgung schafft keinen außenwirtschaftlichen Mehrwert. Keinen Exportüberschuss.

Diejenigen, die Kosteneinsparrungen, Fallpauschalen und sonstige Schweinereien beschließen sind privatversicherte Beamte, privatversicherte Politiker, privatversicherte Vorsitzende der Krankenkassenverbände. Diese „Gutverdiener“ erhoffen sich im Fall der Fälle eine besondere Behandlung…

Ich hoffe, dass die Covid-19 Erkrankungen bei uns mild verlaufen und dass man hoffentlich keine überraschenden Spätfolgen erfährt. Ich hoffe, dass sich in den nächsten 2 Wochen nicht wieder einer von infiziert, so dass wir irgendwann Ende Dezember nach über einem Monat aus der Quarantäne und Isolation in unserer Wohnung herauskommen. Ich werde für mich selbst berichten.

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